Gründung und Werdegang der Narro-Gruppe e.V. Oberkirch
Ursprungsgeschichte
Die Fasnacht wird in Deutschland immer wieder verschieden gefeiert. Im Schwarzwald wird Fasnacht von jeher mehr gespielt als gefeiert.
In Oberkirch geschieht dies auf eine besondere Art und Weise. Urkundlich ist zum ersten Mal im 14. Jahrhundert die Fastnacht in Oberkirch erwähnt. Zu jener Zeit fand am Fastnachtssonntag ein "Frauentag", genannt "Schauertag" statt. Er kam durch die Initiative des damaligen Schultheißen Distelzweig zustande. Hierzu hatten der Schultheiß und sein Zwölferrat alle Bürgerinnen und Bürger zu einem Imbiß eingeladen. Die Frauen standen an diesem Tag im Mittelpunkt. Schultheiß, Amtmann und Adlige schenkten den Frauen Geld, der Probst von Allerheiligen stellte Wein zur Verfügung. Die Frauen mussten dafür die Zeche der Spender bezahlen. Als Höhepunkt des Tages wurde die Wahl einer Schultheißin angesehen. Sie wurde nur von den Frauen gewählt. Anschließend hielten die Frauen über die Männer Gericht. Nachdem die Männer "verurteilt" waren, mussten Sie ihre Strafe abbüßen. Trotzdem ist es an diesem Schauertag immer sehr lustig und fröhlich zugegangen. Hinterher saßen alle bei einem gemeinsamen Mahl vereint zusammen. Dieser Brauch, der im Stadtbuch von Oberkirch erwähnt ist, lebte bis zum dreißigjährigen Krieg fort. Anschließend hat er sich leicht abgeändert blieb aber bis auf den heutigen Tag erhalten. Auf die "Weibergerichtsbarkeit" folgte das "Schnurren" (nachweislich seit 1843), das auch heute noch ein wesentlicher Bestandteil des Fastnachtsgeschehens in Oberkirch ist.
Die Fasentsfigur des Oberkircher Narros geht geschichtlich aus einer Abwandlung des "Narr" (Hofnarr) hervor, welcher als Spaßmacher und Possenreißer bis in das 18. Jahrhundert sein Werk vollbrachte. Ein Spättlehäs, wie es der Oberkircher Narro trägt, nähten die Leute im Mittelalter in ihrer Armut aus verschiedenen Stoffetzen zusammen, weshalb ein Spättlehäs auch heute noch das "Flecklehäs" oder "Arme-Leute-Kleid" genannt wird.
Erste Teilnahme beim Fastnachtsumzug in Oberkirch 1972
Von 1972 bis 1980 trugen die Narros Kunstoffmasken, ehe ab
dem Jahr 1981 die Holzmasken diese ablösten.
Vereinsgeschichte seit der Gründung
Entscheidenden Anteil an der Gründung der Narro-Gruppe e.V. Oberkirch hatte Josef Huber. Er war es, der nach der Fastnacht 1970 das Narro-Kostüm entwarf. Die Narro-Maske, die anfangs aus Kunststoff gefertigt wurde, (Holzmasken seit 1981) war vom Gründungsmitglied Kurt Männer entworfen worden.
Die Geburtsstunde der Narro-Gruppe e.V. Oberkirch begann mit der Gründungsversammlung am 08. Januar 1972 im Gasthaus Ochsen in Oberkirch. Die Gründungsmitglieder Josef Huber, Kurt Männer, Hans Kiefer, Gertrud Huber, Günter Meier, Roland Seiler und Ilse Schnurr stellten dabei das neue Häs der Öffentlichkeit vor.
Im Jahre 1981 trat die Gruppe als Gründungsmitglied dem Ortenauer Narrenbund bei. Obernarro Josef Huber wurde als Regionalvertreter des Acher-, Bühler- und Renchtales in das Präsidium des Ortenauer Narrenbundes gewählt.
Im Jahre 1986 richtete die Narro-Gruppe e.V. Oberkirch die Jahreshauptversammlung des Ortenauer Narrenbundes aus, bei der Obernarro Josef Huber den goldenen Verdienstorden des Bundes-Deutscher-Karneval von ONB-Präsident Hans-Peter Mayer überreicht bekommen hatte.
In der Jahreshauptversammlung am 19. Januar 1990 endete eine Ära bei der Narro-Gruppe e.V. Oberkirch. Nach 18 Jahren gibt Josef Huber das Amt als Obernarro auf. Sein größter Verdienst war zweifellos die Gründung und der Aufbau der Narro-Gruppe e.V. Oberkirch von 1971 an bis zu diesem Zeitpunkt. Für sein Engagement und seine Verdienste bei der Pflege des heimischen Brauchtums bekommt Josef Huber von Bürgermeister Willi Stächele die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg überreicht. Zum neuen Obernarro wird Lothar Huber gewählt. Unter seiner Regie veranstaltete die Narro-Gruppe e.V. Oberkirch vom 14.- 16. Januar 1994 die 9. Ortenauer Narrentage in Oberkirch.
Im Januar 2011 übergab Lothar Huber das Amt des Obernarros an Carmen Strack.
Bei der Gründung der Narro-Gruppe e.V. Oberkirch im Jahre 1972 konnte die Gruppe bereits 12 Hästräger aufweisen, welche sich bis heute auf 56 Erwachsene und 15 Kinder und Jugendliche ausgeweitet hat, dazu sind 227 passive Mitglieder im Verein.
Zu den eigenen Veranstaltungen der Gruppe zählt der Hemglunkerumzug am Schmutzigen Donnerstag bei der Strassenfasnacht und der Narroparty am Fasnachtssamstag.